*---* .. einen Titel habe ich leider noch nicht!
Sie liebte es, unabhängig zu sein.
Keiner konnte ihr vorschreiben, was sie zu tun und was sie zu lassen hatte - vielleicht ihr Stiefbruder, ihr einziger Verwandter, der ihr noch geblieben war.
Die Pest hatte alle niedergestreckt ... sie war zwar nicht froh über diese Tatsache, aber es verschaffte ihr doch eine gewisse Erleichterung.
Als Alices Vater noch lebte, wollte er sie mit einem wohlhabenden Händler verheiraten, den sie gar nicht kannte.
Doch bevor dies geschehen konnte, brach die Pest auch ins Dorf.
Aus ihrer ohnehin schon kleinen Familie traf es ihren Vater als Erstes, danach die neue Frau des Vaters und zuletzt ihre kleine Schwester.
Um ihre kleine Schwester hatte sie geweint, denn sie war ein aufgewecktes, liebes Mädchen gewesen.
Ihr Stiefbruder war zu jenem Zeitpunkt im Ausland unterwegs, sodass er verschont blieb.
Alice war, wie durch ein Wunder, verschont geblieben.
Nachdem sie so gut wie ihre gesamte Familie verloren hatte, hatte sie die letzten Wertgegenstände an sich genommen und wohnte nun oberhalb eines schäbigen, herabgekommenem Wirtshaus.
Die Wohnung war konnte dem Haus, in dem sie zuvor gelebt hatte, zwar nie das Wasser reichen, aber sie fand es ganz in Ordnung.
Als sie eingezogen war, hatte sie ihre zwei Koffer sofort abgestellt, sich einen Eimer Wasser und einen Wischmop geholt und hatte damit begonnen, die vier eher klein geratenen Fenster zu putzen.
Der Schmutz haftete sehr fest, sodass Alice die Fenster schon fast scheuerte.
Als sie nach gut zwei Stunden mit allen vieren Fenstern fertig war, schmerzten ihre Arme und einige ihrer Fingernägel waren gebrochen dadurch, dass sie winzige Schmutzteilchen weggekratzt hatte.
Zwar war das Glas nicht völlig sauber, dennoch konnten jetzt die Strahlen der Sonne hereinfallen und die Wohnung wirkte nicht mehr ganz so unfreundlich.
Als nächstes wollte sie die Fenster öffnen, damit der muffige, merkwürdige Geruch weichen konnte.
Doch zwei Fenster ließen sich nicht öffnen, und zwei geöffnete Fenster bewirkten kaum etwas.
Die Wohnung bestand aus einer Kochstelle, gleichzeitig aus einem kleinen Wohnzimmer.
Dann gab es noch das Schlafzimmer, das nur ein Bett enthielt und einen eher kleinen Bottich, der zum Waschen gedacht war.
Sie hatte zwar nicht mehr viel Geld übrig, aber sie kam trotzdem damit durch.
Außerdem verdiente Alice sich ein wenig damit, in dem Wirtshaus auszuhelfen, was ihr gleichzeitig auch die Miete verminderte - der Wirt, ein schlaksiger, großer Mann mit dunkelbraunem, langen fettigen Haar - war keineswegs ein barmherziger Mensch.
Alice vermutete, dass er in weniger seriöse Geschäfte verwickelt war, da ständig vermummte Gestalten das Wirtshaus betraten und mit dem Wirten in ein Hinterzimmer verschwanden.
Ab und zu versteckte sich der Wirt auch, und Alice musste diesen unheimlichen Gestalten sagen, dass er nicht da sei.
Die Miete kam ihr nur billiger, da dieser widerliche Mann ein Auge auf sie geworfen hatte.
Das hatte er ihr gleich von Anfang an gezeigt, indem er ihr in den Hintern gekniffen hatte und ihr doch wortwörtlich gesagt hatte, dass sie ein hübsches Ding sei.
Wenn sie nicht auf der Straße verenden wollte, musste sie dies akzeptieren.
Zu ihrem Stiefbruder konnte und wollte sie nicht gehen, da dieser des öfteren im Ausland tätig war und er keinen fixen Wohnplatz hatte.
Eigentlich hatte sie keine Ahnung, wie sie ihr restliches Leben verbringen sollte.
Ihre große Leidenschaft war das Schreiben gewesen - es hatte nie etwas Anderes geben.
Dadurch, dass sie nie hatte arbeiten gehen müssen, war es ihr möglich gewesen, stundenlang zu schreiben - die verschiedensten Geschichten und Gedichte.
Sie hatte sogar schon zwei Gedichtebücher geschrieben und diese einbinden lassen - in kostbares, braunes Leder.
Auch diese Bücher hatte sie zurücklassen müssen. Alte Erinnerungen ...
Ihr blutete das Herz, wenn sie daran dachte.
Sie kniete gerade eben auf dem Boden des Wohnzimmers, in der Hand eine Bürste, um den Boden zu scheuern, als die Tür geöffnet wurde.
Merry, der Wirt, lugte herein. "Alice, du musst runterkommen ... schnell!"
Sie blickte irritiert auf. "Was? Wieso? Heute ist doch mein freier Tag, jeden Mittwoch, schon vergessen ...?"
Doch er tat dies nur mit einer Handbewegung ab. "Du musst kommen, ausnahmsweise. Da sind so zwei Herren, die suchen mich. Bitte, hilf mir!"
Genervt verdrehte sie die Augen. "Na schön ... aber nur dieses eine Mal, hörst du?!"
Dankbar nickte er und verschwand, um sich irgendwo zu verstecken.
Alice erhob sich mit einem schweren Seufzen und begab sich in die Schank, wo tatsächlich zwei dunkel gekleidete Männer warteten.
"Was darf ich den Herren bringen?", fragte sie und setzte dabei ihr übliches Lächeln auf, wenn Gäste das Haus betraten.
Einer der beiden Männer zog die Kapuze herab. Er hatte dunkelblondes langes Haar, das er im Nacken zusammengebunden trug.
Seine Haut war eher blass, doch das auffälligste waren seine Augen - sie waren von einem intensiven blau.
Plötzlich blitze etwas durch die Luft, und der Fremde strich sanft über die silberne Klinge eines langen Dolches.
"Den Kopf Eures Herren ..."
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Fortsetzung folgt - wenn ihr es wollt ...
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[Text wurde geaendert (17:11:45 14.05.2006) von Kidswebautoren]
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