Akt 2
Szene 1:
Der Vorhang ist geschlossen. In der Ecke, vor dem Vorhang, steht ein Tisch mit einem Stuhl davor. An der Wand oder an den Tisch gelehnt prangt ein Plakat mit der Verkündigung, das die Klasse 9b ein Theaterstück aufführe (Name: ?)
Im Scheinwerferlicht kommt die Lehrerin hinter dem Vorhang hervor und bleibt vor dem Vorhang stehen. In der Hand hält sie einen Stapel Papier.
Lehrerin: Ich heisse sie herzlich willkommen zu unserem Stück ? . Die Schüler haben es selbst geschrieben und ich freue mich, es Ihnen jetzt zu präsentieren. Ich möchte Sie noch bitten, ihre Handys auszuschalten. Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei dem Theaterstück „?“
Der Vorhang hebt sich. Man sieht ein Schulzimmer. Die Schüler sitzen, obwohl weit und breit kein Lehrer zu sehen ist, mit gradem Rücken auf ihren Bänken.
Plötzlich kommt der Lehrer hineingestürmt, und will gerade ansetzen zu sprechen. Doch das Scheinwerferlicht richtet sich auf den Tisch, an dem die Erzählerin (Lehrerin) sitzt. Einer der Schüler ist hinter dem Vorhang hervor gekommen und flüstert jetzt zur Lehrerin, aber so, dass es alle hören können.
Schüler: Frau Steiner, ich habe mein Kostüm vergessen.
Lehrerin, sichtlich verärgert: Dann spielst du halt ohne, ich kann doch auch nichts machen. Was fällt dir ein, auf die Bühne zu kommen; die Leute gucken schon!
Schüler: Entschuldigung Frau Steiner, ich wollte nur . . .
Lehrerin: Geh! Weg! Was sollen denn die Leute denken!
Schüler murmelt etwas und verschwindet.
Lehrerin liest, ohne auf den Zwischenfall einzugehen: Mael hatte, seit sie denken konnte, keine Eltern mehr. Doch dank einer Organisation konnte sie in die Schule gehen, lebte ansonsten jedoch vom Betteln. Nachts schlief sie in ihrer Hütte auf einer Müllhalde vor der Stadt. In der Schule war sie nicht sonderlich beliebt, weil sie immer ein wenig stank und immer schräge Sachen trug, die sie aus der Kleidersammlung geschenkt bekommen hatte. Ein paar Mal hatte das Jugendamt sich um sie versucht zu kümmern, doch Mael war immer wieder ausgerissen.
Wenigstens hatte man sie dazu gebracht, in eine Klosterschule zu gehen.
Schüler erheben sich alle, außer Mael, und rufen im Chor: Guten Morgen Herr Gängle!
Herr Gängle betrachtet prüfend über seine Brille die Schüler.
Herr Gängle: Guten Morgen Kinder.
Da entdeckt er Mael, die über ein Blatt gebeugt etwas zeichnet. Wütend rennt er auf sie zu, packt die verdutzt drein Schauende am Arm und zieht sie hoch.
Mael: Au! Sie tun mir weh!
Herr Gängle: Du undankbares Balg! Was ist das? Doch nicht schon wieder so eine gottlose Zeichnung?
Mael schaut Hilfe suchend zu ihren Mitschülern, die immer noch stehend, die Szene ein wenig belustigt betrachten.
Mael: Nein, ich meine . . . naja . . .
Herr Gängle, Mael das Blatt aus der Hand reissend: Was soll das heissen? Natürlich, was habe ich gesagt. Du undankbares Kind.
Er überlegt einen Moment und schreit dann:
Herr Gängle: Raus! Raus! Wir reden später! Ich verbiete dir, wegzulaufen, nach der Schule werde ich mit dir ein ernstes Wörtchen reden!
Vorhang fällt, Licht auf Erzählerin.
Szene 2:
Erzählerin: Doch Mael hörte nicht auf ihren Lehrer. Sobald sie vor der Tür war, lief sie los, um im Park Enten zu füttern.
Vorhang hebt sich, man sieht einen Park. Auf einer Bank an der Bushaltestelle sitzen zwei Schulschwänzer.
Anmerkung: Man könnte auch die Erzählerin das Gespräch der Penner „übersetzten lassen.
Schulschwänzer 1, gelangweilt: Ich hab Mathe gebläut, und du, Kuni?
Schulschwänzer 2, ebenso gelangweilt: Deutsch. Ich krieg garantiert Beef mit meiner Erzeugerfraktion.
Schulschwäntzer1: Du Intelligenzallergiker! Du musst denen das doch nich sagen, mann!
Schulschwäntzer2:Du bist immer so auf Klugscheißmodus!
Schulschwänzer 1: Und du hast immer solche Hirnblähungen!
Schulschwänzer2: Willste Fratzengeballer oder wie?
Schulschwänzer1: Hey, immer schön cremig bleiben!
Schulschwänzer2: Jaja! Haste das schon gehört, mit der neuen Gazellenfraktion? Die ham sich alle „I love Brad Pitt!“ eingelasert.
Schulschwänzer1: Ja, das warn doch die, die immer im Münzmallorca rumgehangen sind. Die, die alle Gruppenzwangkinder sind.
Schulschwänzer2: Genau die. Was jetzt noch fehlt, ist der Faltenbügler. Die eine ist nen richtiger Gehsteigpanzer.
(Pause)
Hey du, ich krieg Magenknurren. Gehn wir ne Mafiatorte essen. Bei „ La Florenza“ gibt’s immer ne gute.
Schulschwänzer1: Standard! Ich hab meine Alugurke da, las uns losrocken.
Der eine schnappt sich sein Fahrrad und sie die beiden gehen lässig von der Bühne. Mael kommt ins Bild. Sie setzt sich an den Teich und füttert die Enten. Kurz darauf kommt ein Junge mit Sonnenbrille und setzt sich an die Bushaltestelle. Bald auch eine Frau, die sehr attraktiv, aber auch düster aussieht. Sie setzt sich neben den Jungen auf die Bank, der kaum merklich ein wenig abrückt. Die beiden Schulschwänzer kommen wieder ins Bild, stehen ein wenig abseits und beobachten die Frau.
Schulschwänzer 1: Hey, Alter, siehste die Chaya da vorne? Nen richtiger Golfplatz!
Schulschwänzer2: Jaha! Bei der kriegt man ja Hummeltitten!
Schulschwänzer 1: Ich rock mal los und schau, was da zu machen is.
Der Schulschwätzer geht los und setzt sich neben die Frau auf die Bank.
Schulschwänzer: Hey, du bist ja ne Hübsche!
Frau, schaut ihn entsetzt und angeekelt an: Wie bitte?
Schulschwänzer: Du weist schon . . .
Frau: Ich an deiner Stelle würde abhauen.
Schulschwänzer: Das seh ich nich so! Du bist . . .
Ganz plötzlich stürmt ein schwarz gekleideter Mann auf die Bühne. Ohne lang zu überlegen, sticht er den Schulschwänzer nieder. Der Junge mit der Sonnenbrille und Mael sind zu verblüfft, sodass sie einfach nur auf den Mann starren. Der andere Schulschwänzer stösst einen Schrei aus und rennt von der Bühne.
Frau, ganz entsetzt: Kurt! Was fällt dir ein! Spinnst du! Wir waren so nah dran! Bald hätten wir . . . Aber du mit deinen Aggressionen!
Kurt: Hey, er hat dich angemacht.
Frau: Wir sind hier nicht in der Bronx, du kannst nicht einfach jemanden niederstechen!!!
Kurt: Tut mir Leid.
Ein Passant, der gerade ins Bild kommt, sieht die Szene, zückt sein Handy und ruft die Polizei.
Frau: Und jetzt schau dir nur mein Kleid an! Blutflecken gehen so schwer raus!
Kurt. Hey, lass uns abhauen. Die Bullen sind sicher gleich da.
Rennen aus dem Bild. Mael und der Junge schauen sch ganz verdutzt an.
Mael: Komm, wir gehn auch besser.
Erzählerin: Wie als sei es ganz natürlich, nimmt Mael den Jungen bei der Hand.
Junge: Hey, was liegt denn da?
Mael, hebt es auf: Eine Karte mit einer Adresse!
Junge: Das muss der Mörder verloren haben!
In der Ferne ertönt Sirenengeheul, das immer näher kommt. Ein Polizeiauto hält und zwei Polizisten springen heraus. Mael und der Junge verschwinden um einen Häuserblock.
Polizist 1: He, Kunert, da sind zwei Kinder weggerannt.
Polizist 2: Na und? Er beugt sich über den Toten und fühlt seinen Puls. Der ist tot. Ich ruf mal Verstärkung, die Typen von der Spurensicherung am besten und den Leichenwagen.
Polizist 1, in sein Aufnahmegerät, dass er in der Hand hält: acht Uhr vierzig. Wir sind am Tatort angekommen. Zwei Kinder, höchst verdächtig, sind gerade eben in den Gassen verschwunden.
Der andere Polizist klappt sein Handy, mit dem er gerade die anderen gerufen hat, zu.
Polizist 2: Du spinnst, Erich. Das waren nur zwei Kinder.
Polizist 1: Ich übernehme den Fall. Das Mädchen hab ich erkannt, sie ist ein Sozialfall und haust auf der Müllkippe. Ich fahr mal schnell hin und nehme sie fest.
Polizist2: Du kannst keine Kinder festnehmen. Und spiel jetzt nicht den Detektiv, wir haben anderes zu tun!
Erich steigt in das Polizeiauto und fährt weg. Vorhang schliesst sich.
Akt 3
Szene 1
Licht auf Erzählerin.
Erzählerin: Mael und der Junge unterhielten sich auf dem Weg zur Müllkippe über das Vorgefallene und Mael erzählte von sich. Sie erfährt, dass der Junge Jaan heißt.
Vorhang geht auf. Mael und Junge stehen vor der Müllkippe, aber ein Baum verdeckt sie noch.
Mael: Und du? Wer bist du?
Jaan, ein wenig abweisend: Ich hab dir doch gesagt, wie ich heiße.
Mael: Ja, aber ich meine: Wer bist du? Wo wohnst du? Was machst du?
Jaan: Das ist kompliziert. Ich weis nicht, ob ich . . .
Mael: Na komm schon!
Jaan sagt nichts, nimmt nur seine Sonnenbrille ab.
Mael, sichtlich überrascht: Oh mein Gott! Ich . . . oh Gott!
Jaan: Ich hab doch gesagt, dass es schwierig zu erklären ist.
Mael, immer noch völlig aus dem Häuschen: Und du bist . . . du bist wirklich . . . der berühmte Schauspieler . . .
Jaan: Ja, Luke Striker. Aber nenn mich bitte weiterhin Jaan.
Mael: Aber was machst du hier? Warum bist du nicht in deinem Haus in . . . Ach, in irgendeinem deiner vielen Häuser?
Jaan: Ich wollte mal etwas Abwechslung. Also bin ich meinen Bodyguards ausgerissen, als wir hier auf der Durchreise waren. Ich bin einfach abgehauen, aus dem Zug gesprungen, als er gerade hielt.
Mael: Oh. Naja, jetzt hast du ja dein Abenteuer.
Sie gehen bis zur Müllhalde.
Jaan, versucht seinen Ekel zu unterdrücken: Hier wohnst du also?
Mael: Jap. Ich geh nur schnell und hol ein paar Sachen, dann können wir los.
Jaan: Los? Wohin?
Mael: Na zu der Adresse auf dem Zettel! Ich bin mir sicher, dass das das Hauptquartier der Gauner ist. Aber wir müssen warten, bis es dunkel ist. Bis dahin können wir ja in den McDonalds essen gehen. Ich hab gestern von einer alten Dame 25 Franken geschenkt bekommen.
Jaan: McDonalds? . . .
Doch Mael ist schon weg, Jaan setzt sich ins Gras. Eine Wolke zieht vorüber.
Wolke1: Ich bin eine Wolke.
Sehr schnell zieht eine andere Wolke zur anderen Wolke.
Wolke2: Du Idiot, Wolken können nicht reden.
Wolke1: Na und, ich bin halt eine besondere Wolke. Ausserdem redest du ja auch.
Die eine Wolke schüttelt den Kopf und zieht die andere hinter sich her von der Bühne.
Der Detektiv erscheint auf der Bühne. Er versteckt sich hinter einem Baum, schleicht von Baum zu Baum näher.
Detektiv, in sein geliebtes Aufnahmegerät: Neun Uhr zwanzig. Ich bin den Verdächtigen gefolgt, die sich äusserst verdächtig verhalten. Der eine ist groß und trägt eine Sonnenbrille, fünfzehn, schätze ich. Das Mädchen, groß und schlank, ebenfalls fünfzehn, ist in ihre ordinäre Behausung gerannt, zweifellos um ihr Mordwerkzeug zu verstecken. Ich schleiche mich jetzt an den Jungen heran, der eine ebenfalls verdächtige Karte in der Hand hält.
Der Detektiv schleicht bis zu dem Baum, an de Jaan sich gelehnt hat und liest über seine Schulter die Karte des Mörders. Dann rennt er schnell wieder hinter seinen Ausgangsbaum.
Detektiv, natürlich wieder in sein Gerät: Fichtenallee 9, Gründorf, Herr Kurt Lange, stand auf der Karte. Ich wette, dass die beiden heute Nacht dort einbrechen wollen. Ich begebe mich nun zurück in Polizeipräsidium, um dem Vorgesetzten Bericht zu erstatten.
Der Detektiv läuft schleichend von der Bühne.
Mael kommt aus der Hütte, über der Schulter einen Rucksack. Sie und Jaan laufen zusammen von der Bühne. Der Vorhang schliesst sich.
Szene 2
Vorhang auf.
Im Polizeipräsidium: Der Vorgesetzt, ein dicker Mann mit Schnurrbart, sitzt in seinem schön eingerichteten Büro. Seine Füsse liegen auf dem Tisch. Plötzlich klopft es.
Polizeipräsident, die Füsse vom Schreibtisch nehmend: Herein.
Ein tritt der Detektiv. Er schlägt die Hacken zusammen, mit schmerzverzerrtem Gesicht.
Detektiv: Melde gehorsamst: Ich habe die Verdächtigen verfolgt.
Polizeipräsident, gelangweilt: Welche Verdächtigen?
Detektiv: Na die Verdächtigen vom Mordfall Schulschwänzer, der sich heute Morgen im Park ereignete!
Präsident: Achso, der.
Detektiv: Ja. Die Verdächtigen haben sich äusserst verdächtig benommen!
Präsident: mmh.
Detektiv: Ich habe den nahe liegenden Verdacht, dass sie einen Überfall planen.
Präsident: Mmh.
Detektiv: Ich wollte eure Präsidentschaft nur davon unterrichten und um Unterstützung bitten. Ich bräuchte zwei schwer bewaffnete Männer.
Präsident: Denken Sie, dass es so schlimm ist?
Detektiv: Wir haben es hier mit Schwerverbrechern zu tun, eure Präsidentschaft! Verbrechern, die sich hinter den Gesichtern unschuldiger Kinder verbergen . . .
Präsident: Schon gut. Aber keine Toten.
Detektiv: Aber . . .
Präsident: Ich sagte: Keine Toten! Haben sie mich verstanden, Mann?
Detektiv, wieder Hacken zusammenschlagend: Natürlich, Sir.
Präsident: Gut, sie dürfen gehen.
Detektiv: Adieu.
Detektiv schlägt die Hacken zusammen und geht aus dem Büro. Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hat, schüttelt der Polizeipräsident den Kopf, greift nach seinem Gameboy, stellt den Ton an und fängt an zu spielen.
Der Vorhang schliesst sich.
Akt 4
Szene 1
Vorhang noch zu, Licht auf Erzählerin.
Erzählerin: Mael und Jaan verbrachten einen schönen Tag zusammen. Mael zeigte Jaan die Stadt, sie gingen Eis, und am Abend im McDonalds essen. Als Jaan Mael erzählte, dass er noch nie in einem McDonalds gewesen war, konnte sie es kaum glauben. Jaan erzählte auch von seinem Leben als Star, und Mael kam das alles wie in einem Märchen vor.
Als es dunkel wurde, fuhren sie gemeinsam zu der Adresse auf der Karte.
Vorhang hebt sich. Man sieht eine Straße, die zu einem Haus führt (das Haus ist herrschaftlich, groß und sehr schön). Noch ist niemand zu sehen, nur der Mond steht am Himmel.
Mond: Ich bin der Mond. Draussen ist es kalt, und ich stehe in meiner ganzen Pracht vor deinem Fenster. Meine Strahlen erhellen . . .
Erzählerin schüttelt kaum merklich den Kopf in Richtung Mond und macht wilde Zeichen, dass er aufhören soll. Da kommt ein zweiter Mond auf die Bühne.
Mond2: Monde können nicht reden!
Mond1: Ist mir egal. Grade eben konnten ja auch die Wolken reden!
Mond2: Das war ein Fehler. Sei jetzt ruhig und scheine!
Mond1: Es war dunkel, nur zwei Monde erhellten die dunkle Nacht.
Auftritt Jaan und Mael.
Mael: Ich glaub, wir sind da.
Jaan: Ja. Schau mal, vor dem Haus stehen Wachen!
Mael: An denen müssen wir vorbei.
Sie gehen hinter einem Busch, nahe dem Eingang in Deckung.
Wache1: Mir ist langweilig.
Wache2: Mir auch.
Wache1: Erzähl doch was!
Wache2: Was denn?
Wache1:Irgendwas.
Wache2, ein bisschen genervt: Na gut, ich erzähl dir einen Witz.
Wache1: Aber einen guten.
Wache2: Also. Ein Zug fuhr einmal durch die Landschaft.
Wache1: Haha.
Wache2: Der Witz war noch gar nicht zu Ende!
Wache1: Ups. Tschuldigung.
Wache2: Ganz plötzlich macht der Zug eine scharfe Rechtskurve, fährt über den Hügel, durch den Wald, um den See herum und wieder zurück auf die Schienen. Ein Passagier fragt sich: Was war das denn? Und er fragt seine Mitreisende: „Wieso ist der Zug, gerade eben über den Hügel, durch den Wald, um den See herum und wieder zurück auf die Schienen gefahren?“ Sagt seine Nachbarin: „Das weis ich doch nicht! Fragen sie das Zugpersonal.“ Also geht der Mann zum Zugpersonal und fragt sie dasselbe. Sagt das Zugpersonal: „Das wissen wir doch nicht! Fragen sie den Zugführer!“ Geht der Mann zum Zugführer: „Wieso ist der Zug, gerade eben über den Hügel, durch den Wald, um den See herum und wieder zurück auf die Schienen gefahren?“ Sagt der Schaffner: „Da saß ein Hase auf den Schienen!“ Fragt der Mann ganz entsetzt: „Ja warum haben sie ihn denn nicht totgefahren?“ Sagt der Schaffner: „Das wollte ich doch! Aber der Hase ist über den Hügel, durch den Wald, um den See herum und wieder zurück auf die Schienen gelaufen!“
Wache1: Das ist nicht witzig. So ein brutaler Schaffner.
Hinter dem Busch ertönt ein leises Kichern.
Wache2: Was war das?
Wache 1, rennt los: Ich schau nach!
Wache2 rennt hinter Wache1 her, doch bevor sie am Busch ankommen, sind Jaan und Mael verschwunden. Die beiden schlüpfen unbemerkt ins Schloss.
Wache1, verdutzt: Hier ist nichts.
Wache2, kommt gerade an: Was hab ich gesagt. War bestimmt nur ein Hase.
Wache1: Ich bin mir aber sicher, dass ich Lachen gehört habe!
Wache2: Ist doch egal, komm lass uns zurück auf unseren Posten gehen, sonst bekommen wir Ärger mit dem Chef!
Wache1: Na gut, aber ich könnte schwören, dass hier etwas war.
Die beiden gehen zurück auf ihren Posten. Da taucht der Detektiv mit seiner Verstärkung auf.
Detektiv, in sein Aufnahmegerät: einundzwanzig Uhr vierzig. Die beiden Verdächtigen sind durch eine List in das Gebäude gelangt. Ich werde nun das gleiche versuchen.
Zu einem seiner beiden schwer bewaffneten Männer: Sie da. Gehen Sie auf den Weg und lenken sie die Wachen ab, solange bis ich und er weist auf den anderen im Gebäude sind.
Der Mann zögert, wagt jedoch nicht, etwas einzuwenden. Der Detektiv gibt ihm einen Schubs und der Mann stolpert auf die Straße.
Wache2: Da!
Wache1, aus einem Nickerchen aufschreckend: Was? Wo? Wer? Wie?
Wache2: Da! Auf dem Weg steht ein Mann!
Der Mann auf dem Weg macht kehrt und rennt von der Bühne.
Wache1, aufspringend: Hinterher!
Die beiden rennen hinter dem Mann her. Der Detektiv und sein Begleiter nutzten die Gelegenheit und rennen in das Gebäude. Der Vorhang fällt.
Szene 2
Der Vorhang ist geschlossen. Licht auf die Erzählerin.
Erzählerin: Mael und Jaan irrten eine Weile durch das riesige Haus, das von innen noch prunkvoller aussah als von aussen. Manchmal hörten sie Stimmen und einmal entkamen sie nur knapp einem Diener. Als sie im dritten Stock an einer Tür vorbeikamen, hörten sie Stimmen.
Der Vorhang hebt sich. Man sieht einen Gang, und durch eine Tür fällt ein schmaler Lichtstreifen. Mael hält in ihrer schleichenden Bewegung inne und schaltet die Taschenlampe aus.
Mael, flüsternd: Ich hab was gehört! Da! Ich glaube, es kommt aus diesem Zimmer!
Die beiden gehen langsam auf die Tür zu und lauschen.
Kurt: So ein mist, beinahe hätten wir ihn gehabt, Lilly.
Lilly: Es war ja wohl deine Schuld, oder nicht? Einfach so jemanden auf offener Straße zu ermorden!
Kurt: Er hat dich angemacht!
Lilly: Jetzt fang nicht wieder so an!
Kurt: Morgen versuchen wir es noch mal. Es ist wirklich ein toller Zufall, dass er seinen Bodyguards abgehauen ist! Sonst hätten wir es wohl kaum geschafft.
Lilly: Du hättest es nicht geschafft. Ich bin ein Profi. Vergiss nicht, wer die anderen alle gekidnappt und hierher gebracht hat.
Kurt: Aber es war meine Idee. Und das ist mein Haus.
Lilly: Ts! Iss deinen Hummer auf, dann geh ich runter und bring Emmy die Reste in den Keller. Am besten rufst du gleich bei ihren Eltern an und gibst den Lösegeldbetrag durch.
Kurt unterbricht sie.
Kurt: Sie heisst Emma, nicht Emmy. Und bring ihr ein bisschen mehr, sie ist so süß.
Lilly, übergeht seinen Einwurf einfach: Und fang nicht unter 1,5 Millionen an. Ihre Eltern lieben sie und Schotter haben sie ja genug. Ach ja, und die Drohung ist, dass wir sie ertränken. Male ihnen das Ersticken ihres Lieblings so lange aus, bis sie nachgeben.
Mael deutet auf die nächste Ecke und winkt Jaan, ihr zu folgen. In der Ecke angekommen, flüstert Mael:
Mael: Oh nein! Hast du das gehört?
Jaan: Ja! Sie waren heute Morgen gar nicht wegen des Mordes an der Bushaltestelle, sondern um mich zu kidnappen!
Mael: Und sie haben noch andere. Im Keller verstecken sie sie. Wir müssen sie befreien!
Jaan: Aber zu erst müssen wir die Polizei alarmieren.
Mael: Hast du ein Handy dabei?
Jaan: Nein! Das hab ich weggeschmissen, sonst hätten sie mich orten können. Ich dachte du nimmst eins mit!
Mael: Denkst du, ich kann mir so was leisten?
Jaan seufzt.
Mael: Dann müssen wir das eben alleine schaffen!
Jaan: Das ist doch gefährlich!
Mael: Ich dachte, du wolltest ein Abenteuer erleben?
Mael und Jaan schleichen von der Bühne. Der Vorhang fällt.
Szene 3
Der Vorhang hebt sich. Mael und Jaan kommen auf die Bühne, die wie ein Keller eingerichtet ist.
Mael: Na toll. Dieser Keller ist riesig. Wo sollen wir bloss anfangen zu suchen?
Jaan: Wieso rufst du nicht einfach nach ihr? Hier unten hört uns sowieso keiner. Die Tür, durch die wir rein gekommen sind, ist dick wie eine Panzertür.
Mael: Oh. Gute Idee. Rufend: Emma!
Ganz dumpf ertönt eine Antwort: Wer ist da?
Jaan, auf eine Tür weisend, in der ein Schlüssel steckt: Das kam von dort!
Die beiden rennen auf die Tür zu, Jaan dreht den Schlüssel im Schloss und öffnet die Tür. Heraus tritt . . .
Mael: Oh! Emma Yansly!
Jaan: Hi!
Emma: Hi Luke! Was machst du denn hier???
Jaan: Das ist ne lange Geschichte!
Mael: Ihr kennt euch?
Jaan: Wir haben im Film „Lollipop, Lollipop!“ die Theresa und den Max gespielt!
Mael: Aha.
Emma: Und wer bist du?
Jaan: Das ist meine Freundin Mael.
Emma: Ich bin Emma Yansly.
Mael: Das sehe ich.
Jaan: Ich glaube, wir sollten lieber schnell verschwinden, bevor . . .
Ins Bild tritt Lilly.
Lilly: Bevor was? Wie schön, wie schön. Luke Striker schaut persönlich bei mir vorbei! Ihr drei habt euch sicherlich viel zu erzählen. Das könnt ihr gleich machen.
Sie holt eine Pistole hervor und winkt mit ihr auf die Tür zu Los, rein da!
Die Szene wird von der Erzählerin angehalten, alle verharren wie im Standbild.
Erzählerin: Auf Wunsch der Organisation „Für Dramatik im Theater“, die von einer Mitschülerin gegründet wurde, verläuft der nächste Teil bis zum Schluss äusserst dramatisch. Um aber Ihnen nicht Ihre gute Laune zu verderben, haben wir ein zweites Ende kreiert, dass wir ihnen im Anschluss an das erste zeigen wollen.
Sie drückt wieder auf „Play“ und die Szene läuft weiter.
Mael reagiert ganz schnell. Sie wirft sich auf Lilly und will ihr die Pistole entwenden. Doch Lilly schiesst und trifft Mael. Mael sinkt tot zu Boden. Das alles geht so schnell, dass niemand so recht reagieren kann.
Jaan sieht die tote Mael und kniet sich tief traurig neben sie.
Der Detektiv erscheint im Bild.
Detektiv: Was ist denn hier los? Er richtet seine Pistole auf Lilly. Hände hoch und Waffe fallen lassen, sonst sind sie tot!
Emma versucht Jaan zu trösten.
Lilly lässt die Pistole fallen, der Detektiv und sein Gehilfe nehmen sie fest.
Jaan: Sie ist tot! Das halte ich nicht aus!
Emma, streicht ihm beruhigend über das Haar: Scht, alles wird gut!
Jaan: Nein! So darf es nicht enden!
Er nimmt die Pistole und erschiesst sich auch. Der Vorhang fällt dramatisch langsam. Man hört noch das Schreien und Wehklagen der Anderen.
Erzählerin: Ich muss hier noch anfügen, dass Jaans Eltern ebenfalls vor Kummer starben. Über Lilly und Kurt wurde die Todesstrafe verhängt.
Wie gesagt, kein sehr erfreuliches Ende. Also spulen wir zurück zu dem Zeitpunkt, an dem Jaan und Mael Emma fanden.
Szene 4
Jaan dreht den Schlüssel im Schloss und öffnet die Tür. Heraus tritt . . .
Mael: Oh! Emma Yansly!
Jaan: Hi!
Emma: Hi Luke! Was machst du denn hier???
Jaan: Das ist ne lange Geschichte!
Mael: Ihr kennt euch?
Jaan: Wir haben im Film „Lollipop, Lollipop!“ die Theresa und den Max gespielt!
Mael: Aha.
Emma: Und wer bist du?
Jaan: Das ist meine Freundin Mael.
Emma: Ich bin Emma Yansly.
Mael: Das sehe ich.
Jaan: Ich glaube, wir sollten lieber schnell verschwinden, bevor . . .
Lilly: Bevor was? Wie schön, wie schön. Luke Striker schaut persönlich bei mir vorbei! Ihr drei habt euch sicherlich viel zu erzählen. Das könnt ihr gleich machen.
Sie holt eine Pistole hervor und winkt mit ihr auf die Tür zu Los, rein da!
In diesem Moment betreten der Detektiv und sein schwer bewaffneter Begleiter die Bühne.
Detektiv, triumphierend: Ich habe alles gehört!
Lilly dreht sich verwundert zu ihm um. Diesen Augenblick nutzt Mael und schlägt der Verbrecherin mit aller Kraft ein Brett auf den Kopf.
Lilly: Verdammt noch mal, Helen, nicht so fest.
Mael: Tschuldigung: Im Drehbuch stand „Diesen Augenblick nutzt Mael und schlägt der Verbrecherin mit aller Kraft ein Brett auf den Kopf!“ Und du musst jetzt ohnmächtig zu Boden sinken.
Lilly, seufzend: Na gut. Sie sinkt ohnmächtig zu Boden.
Emma: Wow, der hast dus gegeben!
Jaan: Du bist einsame Spitze!
Detektiv, in sein Aufnahmegerät: zweiundzwanzig Uhr fünfzehn. Eine unschuldige Bürgerin wurde brutal niedergeschlagen. Ich bin allein mit drei Schwerverbrechern doch ich werde tapfer . . .
Emma: Hey, sie da, das stimmt nicht. Nicht wir sind die Schwerverbrecher, sondern die da!
Detektiv, erschreckt: Aha?
Jaan: Natürlich!
Emma: Mich haben sie brutal zwei Wochen lang festgehalten!
Detektiv, erkennt das Mädchen, dass vor ihm steht: Emma Yansly! Und . . . Luke Striker!
Emma: Ja! Sie haben doch sicher über meine Entführung in der Zeitung gelesen. Diese Frau da, sie weist auf die noch immer ohnmächtige Lilly, hat mich diese zwei Wochen hier eingesperrt!
Mael: Genau! Und oben sitzt ihr Komplize, der den Schulschwänzer ermordet hat! Ich hab alles gesehen!
Detektiv: Und woher weis ich, dass ihr mich nicht anlügt?
Emma, empört: Stars lügen nie!
Mael: Und Sozialfälle wie ich auch nicht!
Detektiv, kratzt sich am Kopf: Das ändert natürlich alles. Sie da, gehen sie die anderen rufen und nehmen sie den Mann da oben fest! Mann verschwindet von der Bühne.
Jaan, hoffnungsvoll: Dürfen wie gehen?
Detektiv: Natürlich nicht! Und sie, junger Mann, erst recht nicht! Wie mir zu Ohren gekommen ist, sind sie von Zuhause abgehauen?
Der Vorhang senkt sich. Licht auf die Erzählerin.
Erzählerin: Luke, Emma und Mael wurden, nachdem sie alles noch einmal berichtet hatten, vom Polizeipräsidium zu Lukes Familie gebracht, wo sie alle erst einmal einen heißen Kakao tranken und danach in drei der Betten schlüpften, die in Lukes prächtigen Haus genug vorhanden waren.
Am nächsten Tag wurde Emma von ihrer glücklichen Familie abgeholt.
Drei Wochen lang lebte Mael bei den Eltern von Luke und lernte die beiden lieben. So meldete sie sich bei dem Sozialamt und wurde zur Adoption freigegeben und von Lukes Eltern adoptiert.
Bald ging sie zusammen mit Luke in ein Internat und wurde sogar die beste ihres Jahrgangs.
Und Lilly und Kurt? Ich glaube, sie sind immer noch dabei, ihren Fluchtplan auszuarbeiten.
Der Vorhang hebt sich zum letzten Mal, man sieht eine Gefängniszelle. Kurt hält einen Plan in der Hand.
Kurt: Also hier ist die Mauer. Wenn wir hier einen Tunnel graben würden, dann würden wir hier herauskommen
Der Vorhang senkt sich wieder.
Kurt: Und wir wären frei.
Lilly, süßlich: Eines vergisst du, Kurt mein Schatz (jetzt sauer:) woher bekommen wir Schaufeln?????????? Der Vorhang fällt.
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