Eine Geschichte von Ursin
Vocat, 13 Jahre, Schweiz
Die Wehrratte
(Gruselgeschichte)
Hallo ich bin Jacke. Früher
habe ich eigentlich nicht an Wehrwölfe geglaubt, und jetzt
habe ich gemerkt, dass man an Wehrwölfe nicht glauben muss,
denn die Geschichte, die ich jetzt erzähle, wird euch schon
zeigen, dass man nicht an Wehrwölfe glauben muss sondern an
etwas viel Schlimmeres.
Letzte Woche ging ich nach
dem Abendessen noch im Wald spazieren. Wir waren erst gerade
eingezogen in ein Einfamilienhaus auf dem Lande, und da ging
ich an einem Sommer, eben wie gesagt, nach dem Abendessen in
den Wald spazieren, um die Gegend ein bisschen kennen zu
lernen.
Es war noch hell. Ich lief in
den Wald immer tiefer hinein, und nach einer Stunde habe ich
gemerkt, dass ich mich verlaufen hatte; und es war schon am
Dunkeln.
Ich suchte vergeblich nach
dem Waldausgang; ich konnte ihn nicht finden, es war bereits
stockfinster, aber zum Glück im Unglück war es Vollmond, und
darum sah ich den Weg. Ich lief und lief und plötzlich kam
ich zu einer kleinen Hütte, es brannte Licht, ich sah einen
Menschen drin. Die Tür ging auf, und dieser kam heraus. Ich
wollt schon losrennen und ihn nach dem Waldausgang fragen,
aber dann sah ich sein Gesicht, es war fürchterlich, voller
Risse und Schrammen, richtig unheimlich. Der Mann blickte zu
Boden doch plötzlich riss er seinen Kopf hinauf und stierte
in den Vollmond.
Auf einmal fing er an zu
zittern, er fing an zu schrumpfen. Graues Fell spriesste aus
seinem Körper, sein Gesicht spitzte sich und ein langer
nackter Schwanz schoss aus seinem Hintern. Nach ein paar
Minuten hatte er sich in eine grosse dicke hässliche Ratte
verwandelt. Er war eine Wehrratte. Ich blieb hinter dem
Gebüsch versteckt, wo ich mich inzwischen versteckt hatte.
Die Ratte zischte los in
Richtung eines Rehs. Das Reh bemerkte die Ratte nicht und
frass weiter. Die Ratte war bei den Beinen vom Reh und biss
kraftvoll in das Bein des Rehs hinein. Das Reh erstarrte und
fing an zu zucken, es fiel zu Boden, und es fing sich an
aufzulösen, nach ein paar Minuten war nur noch ein Häufchen
Asche zu sehen, was früher mal ja das Reh war.
Ich bemerkte, dass die Ratte
hoch giftig war. Ein Biss von ihr führte sofort zum Tode.
Nach einer Weile kam aus dem dunkeln ein Zwerg
angewatschelt. Dass es Zwerge auch gab, wusste ich natürlich
nicht also blieb ich versteckt.
Doch da sah der Zwerg die
Ratte, und die Ratte sah den Zwerg. Der Zwerg rannte weg und
die Ratte hinterher, anscheinend wusste der Zwerg über die
Wehrratte bescheid. Der Zwerg hatte Tränen in den Augen und
ich hatte Mitleid, ich wollte nicht, dass dem Zwergen das
Gleiche passierte wie dem Reh, also schoss ich nach vorn und
gab der Ratte einen Kick; doch es nützte nichts, die Ratte
biss in meinen Schuh hinein durch das Leder in meinen Fuss
hinein. Ich fühlte eine stechend brennender Schmerz, ich
fing an zu zucken, ich fiel zu Boden und dann löste ich mich
auf.
Die Schmerzen waren die
schlimmsten, die ich je hatte.
Plötzlich wurde es hell, ich
war am Tor des Himmels. Nach einer weile tauchte neben mir
der Zwerg auf, der durch einen Sprung vor der Wehrratte
zuvor fliehen konnte.
Anscheinend konnte er vom
Diesseits nach Lust und Laune ins Jenseits hüpfen. Er sagte
zu mir, dass er stolz auf mich sei, ich hätte für ihn das
Leben geopfert. Dafür hatte ich einen Wunsch frei, und ich
wünschte mir, dass ich wieder lebend bei mir zu Hause im
Bett liegen könnte und danach gut einschlafen könnte. Der
Wunsch ging in Erfüllung, es wurde hell und dann lag ich in
meinem Bett und schlief darauf ein.
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